
Rottweiler Narrensprung
Eine Stadt im Ausnahmezustand
Die Rottweiler Fasnet
Einmal im Jahr, zur Fasnet, übernimmt das närrische Volk das Kommando in Rottweil. Der traditionelle Narrensprung, fröhliches Sinnbild der schwäbisch-alemannischen Fasnacht, wird in der ehemaligen Reichsstadt mit riesiger Begeisterung zelebriert.
Termine der Narrensprünge 2026:
Montag, 16. Februar 2026; 08:00 Uhr
Dienstag, 17. Februar 2026; 08:00 Uhr und 14 Uhr
Schon Frühmorgens am Fasnetmontag versammelt sich das Narrenvolk gespannt hinter dem Schwarzen Tor, schließlich hat man fast ein ganzes Jahr auf diesen Augenblick gewartet. Beim Glockenschlag um punkt 8 Uhr geht er endlich los, der berühmte Rottweiler Narrensprung.
Die Stadtkapelle spielt den Narrenmarsch, die Herolde hoch zu Ross, elegant adjustiert mit Wappen und Standarte, verkünden den Auftakt des närrischen Treibens und die jungen Geißelklepfer knallen lautstark mit ihren Peitschen, die hier Geißeln heißen. Unter lautem „Huhuhu“ – so der fröhliche Narrenruf der Rottweiler – haben das Gschell, das Biß, das Bennerrössle, das Fransenkleid, der Schantle und der Federahannes ihren großen Auftritt.
Die liebevoll gestalteten, farbenfrohen Kleidle und Larven werden nach alter Tradition von Generation zu Generation weitervererbt. Sie wurden bereits am Dreikönigstag von den Abstaubern – feinen Herren in Frack und Zylinder - penibelst vom Staub des Jahres befreit. Aber auch neue Kostüme werden nach eingehender Prüfung von der Narrenzunft zugelassen.
Für mehrere Stunden ziehen die Rottweiler Narren vom Schwarzen Tor die ganze Hauptstraße hinunter, bis das Spektakel schließlich am Friedrichsplatz sein Ende findet. Ein zweiter Narrensprung wird am Dienstagmorgen um dieselbe Zeit veranstaltet, der dritte am Dienstagnachmittag um 14 Uhr. Ebenso wichtig: Das „Aufsagen“ aus dem Narrenbuch, bei dem die Narren ihren Rottweiler Mitbürgern einmal im Jahr kräftig auf der Straße oder in privaten Narrenstuben die Leviten lesen.
Die verschiedenen Narren
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Das GSCHELL
Mit einer lächelnden Barock-Larve (Maske), dem weißen, in Öl bunt bemalten Narrenkleid und mit seinen schweren Schellenriemen ist das „Gschell“ die wichtigste Figur der Rottweiler Fasnet, der "Narr", wie er früher angesprochen wurde.
An der Haube sind drei Fuchsschwänze angebracht, sie dienen als Zeichen der Schlauheit. -
Das Biß
Das „Biß“ ist eine jüngere Spielart des „Gschell“.
Jedoch ist die Larve ein Männergesicht mit gebleckten Zähnen. Im Gegensatz zum Gschell ist an der Haube nur ein Fuchsschwanz angebracht, dafür zusätzlich noch ein "Boschen", nämlich eine Vielzahl von zusammengebundenen Hühnerfedern. -
Das Fransenkleid
Von Rottweiler Bortenmachern wurde das Fransenkleid wohl Ende des 18. Jahrhunderts, im Stil des Rokoko und unter dem Einfluss der Militärmode kreiert. Die Larve stellt ein liebliches Frauengesicht dar, das Kleid ist aus Satin, Kord oder Wollstoff gefertigt.
Vermutlich handelt es sich um das Narrenkleid, welches Rottweiler Mädchen und Frauen trugen, als sie anfingen, „aktiv“ an der Fasnet teilzunehmen. -
Der Schantle
Der „Schantle“ war einst eine derbe Maskenfigur, deren Träger in abgerissenen Kleidern und roher Holzmaske sein Unwesen trieb und als "Obszöner Vermummer" bescholten wurde. Ende des 19. Jahrhunderts erfuhr er auf Druck der Obrigkeit eine Veredelung, ganz im Stil der damaligen Mode. Eine Sonderstellung unter ihnen nimmt „Franz Amma's Briekere“ ein, ein weinender Narr.
Das Kleid ist aus Rupfen, Samt oder grobem Tuch gefertigt. Der Goßteil der Schantle trägt einen vornehmen, zum Kleid passenden Schirm, andere haben einen Stock oder eine Sauglocke bei sich. -
Der Fedarahannes
Der Federahannes mit Sprungstange, aus dem Mund ragenden Hauern und dem weitern Mantel verkörpert den Teufel und zählt damit zu den ältesten Fastnachtsmaskierungen überhaupt. Er könnte bereits vor 1700 entstanden sein. Das Rollkinn stammt aus dem Barock. Die Gänsefedern, die an seinem Kleid angebracht sind, geben dem Federahannes seinen Namen.
Heute ist er wohl der weithin bekannteste unter den Rottweiler Narrentypen. -
Das Bennerrössle
Das Benner-Rössle oder Brieler Rössle soll ursprünglich im abgegangenen Dorf Briel beheimatet gewesen sein. Es handelt sich um ein Scheinpferd mit Reiter. Zum Rössle zählen auch stets zwei Treiber, die das widerspenstige Tier mit ihren kurzstieligen Peitschen im Zaum halten. Die Larve des Alten Schimmels datiert aus ca. 1700.
Am Narrensprung nehmen heute neun Rössle mit je zwei Treibern teil. -
Der Guller
Eine Einzelfigur der Fasnet ist der Guller. Sicher steht er im Zusammenhang mit ihrem Fruchtbarkeitsbrauchtum.
Seine heutige Larve (Maske) wurde 1907 von German Burry geschnitzt.