Die Industriekultur

Den Namen Max von Duttenhofer kannte Mitte des 19. Jahrhunderts in Rottweil jedes Kind. Der Sohn eines Apothekers witterte in der großen Rottweiler Tradition der Pulverherstellung eine geschäftliche Chance und baute aus einer alten Pulvermühle eine international tätige Pulverfabrik auf.

Die Erfindung eines rauchschwachen Schießpulvers, genannt „Rottweiler chemisches Pulver“, bedeutet für das Unternehmen den Durchbruch und für von Duttenhofer den kometenhaften Aufstieg zum größten Industriemagnaten der Region. 1890 beschäftigte das Unternehmen 854 Arbeiter und produzierte 6000 Tonnen Pulver. Duttenhofer war bestens vernetzt, hatte zahlreiche weitere Interessen wie etwa den Obst- und Gartenbau und gilt als einer der Förderer des kulturellen Stadtlebens zur damaligen Zeit.

Nach dem ersten Weltkrieg wurde die Pulverherstellung eingestellt und in den Fabrikhallen Kunstseide und Viskose produziert. In den 1930er-Jahren gehörten rund 140 Gebäude mit zu dem Industriekomplex, der heute unter Denkmalschutz steht. Ein Glück für die Rottweiler, denn 50 Jahre lang war das Industriedenkmal dem Verfall preisgegeben, auch ein kompletter Abriss der Anlage wurde diskutiert.

Teil des heutigen Ensembles ist das ehemalige Kraftwerk Rottweil mit imposanter Fassade, herrschaftlicher Freitreppe und Schloten, die 90 Meter in den Himmel ragen. Wo einst Strom und Heißwasser für das ganze Tal erzeugt wurden, rocken nun internationale Stars die Bühne und DJs heizen dem Partyvolk an den Turntables ein. Das Kraftwerk zählt mittlerweile zu den beliebtesten Hochzeits- und Event-Locations der Region.

Auch die zahlreichen Industrie- und Arbeitergebäude wurden aus dem Dornröschenschlaf erweckt: Heute schätzen Handwerker, Künstler und junge Start-Ups das spezielle Flair der alten Gemäuer des einstigen Fabrikareals. Auf Führungen durch den Gewerbepark Neckartal wird der Arbeiteralltag in der ehemaligen Industrieanlage hautnah erlebbar.